Tag 10: Mi. 13.7.
Qeqertarsuaq -
Ilulissat
Diesmal begann der Tag um halb 8. Er begann neblig und trüb. Wahrscheinlich waren deswegen weniger Mücken da. Manfred hatte sich bereit erklärt, noch vor dem Frühstück in den Ort zu laufen und unsere Akkus im Touristenbüro zum Aufladen zu bringen. Mit dem 6er- und dem 3er-Verteiler hatten wir also Platz für mindestens 8 Akkus. Allerdings stellte sich die Kommunikation im Büro als nicht ganz so einfach dar. Es war eine andere Frau da, die natürlich von nichts wusste und auch nicht englisch sprach. Mit Hilfe eines Deutsch-Dänisch-Online-Übersetzers versuchte Manfred ihr klar zu machen, was wir wollten. Zwischenzeitlich erschien auf dem Bildschirm eine Übersetzung in der Art von: "Ich kann diese Batterien für Sie entsorgen". Nun, letztendlich konnte Manfred ihr klarmachen, dass Touristen auf Grönland eben viel fotografieren und am Nachmittag konnten wir unsere Akkus gut gefüllt wieder in Empfang nehmen.
Auch heute stand eine leichte 7km-Wanderung auf dem Programm. Es ging in östlicher Richtung hinter dem Tal Itinneq Kangilleq bzw. auf dänisch Blæsedalen an der Küste entlang. Ziel waren Basaltfelsen und ein Wasserfall. Bei der Wanderung sahen wir wieder Wale. Diesmal sogar einen Zwerg- oder Finnwal. Ganz zu unterscheiden waren sie nicht. Und dass es auf Grönland noch Mammuts gibt, beweist das folgende Foto.
Die Strecke war einfach zu laufen. Große Höhenunterschiede gab es nicht. Immer hatte man Aussicht auf Eisberge. Am Wasserfall waberten Nebelschwaden vom Meer auf das Land. Ungemütliches Wetter aber kein Regen.
Die Basaltfelsen erinnerten mich etwas an den Svartifoss auf Island. Hier war Kekspause angesagt. Der dichte und schnell ins Landesinnere ziehende Nebel sorgte für eine ganz eigene Atmosphäre. Auf dem Rückweg verließen wir die Küste und wanderten durch das Landesinnere zurück zum Blæsedalen. Durch das Tal fließt der Gletscherfluss Kuussuaq. Ein breiter brauner Fluss, der etwas flussaufwärts vom Zeltplatz einen größeren Höhenunterschied durch tosende Wasserfälle überwindet.
Auf dem Zeltplatz angekommen, wurde das Wetter wieder besser. Der Nebel hatte sich verzogen. Es war halb 2 und wir mussten unsere Sachen und Zelte packen. Heute Abend soll uns die Fähre zur letzen Station unserer Reise, nach Ilulissat bringen. Nach dem Packen gab es Spirelli Bolognese und Tee. Astrid hatte ein Taxi bestellt, was unser Großgepäck zum Hafen bringen sollte. Wir selbst machten noch einen schönen Spaziergang dorthin. Unterwegs schauten wir uns einen Friedhof an. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen liegt bei ca. 60 Jahren. Schwer vorstellbar in Westeuropa. Es gab natürlich auch Menschen, die mit 70 oder älter gestorben waren, aber die hatten meist dänische Namen. Im Zentrum von Qeqertarsuaq holten wir uns dann die Akkus ab. Wir hatten aber noch Einige zu füllen. Auf der Fähre gibt es möglicherweise eine weitere Lademöglichkeit. Mal schauen...
18:15 Uhr kam die Fähre. Beim Zustieg suchten wir sofort nach einer Steckdose und waren tatsächlich fündig. So konnten wir die restlichen Batterien betanken. Ich hatte die Vermutung, dass meine 3 Akkus nun für den Rest der Tour reichen werden . Aber weit gefehlt. Unvorstellbar, was die restliche Zeit an Fotomotiven bereit hielt... Die erste Zeit fuhren wir noch an der Diskoinsel entlang. Später entschwand sie langsam unseren Blicken.
Dafür tauchten nun immer mehr Eisberge auf. Ein Zeichen dafür, dass wir uns dem Ilulissat Eisfjord näherten. Das erste große Monster musste natürlich fotografiert werden.
Diesmal war kaum Wellengang. Die Fahrt war sehr ruhig. Vor Ilulissat schwammen extrem viele Eisberge. Dass das nicht immer so ist, sollten wir die nächsten Tage erfahren. Zu diesem Zeitpunkt wirkte die Landschaft von der Fähre aus so richtig arktisch. Hier noch einige Impressionen.
Vor und im Hafen musste die Fähre ganz langsam und um die überall schwimmenden Eisberge herum fahren. Gegen 22:45 Uhr war es dann soweit. Wir konnten an Land gehen. Die bestellten Taxis kamen nicht. Es waren auch ziemlich viele Menschen abzutransportieren. Irgendwann fanden wir dann doch 2 Taxis und fuhren zum Zeltplatz. Eigentlich stimmt das nicht ganz, denn seit diesem Jahr hat Ilulissat keinen Zeltplatz mehr. Der Betreiber hat sich zurückgezogen und die Stadt will ihn nicht übernehmen. So kann man zwar sein Zelt aufbauen, aber sanitäre Einrichtungen sind Fehlanzeige. Das heißt, da sind sie immer noch. Nur abgeschlossen. Zufälligerweise hatte Astrid noch einen Schlüssel vom vorigen Jahr. Und eine Plumpsklotüte war auch noch da. Welch Glück.
Nur Wasser gab es nicht. Allerdings gibt es im Ort Zapfstellen. Und so fuhren Janke und Astrid mit dem Taxi in die Stadt zurück und befüllten unsere Kanister mit 80 Liter Wasser. Wir anderen bauten in der Zwischenzeit das Küchenzelt auf. Der Zeltplatz ist sehr steinig und so war es nicht einfach, das Zelt zu verankern. Danach waren unsere Schlafzelte dran. Der Platz selbst ist idyllisch ganz in der Nähe des Eisfjords gelegen. Man hat einen schönen Blick auf die Eisberge. Und direkt daneben ist ein 114 m hoher Antennenberg, den wir noch besteigen mussten. Da der Zeltplatz auf geschätzten 50 Höhenmetern liegt, ist das nicht so anstrengend. Von diesem Berg aus hat man einen Superblick über die ganze Stadt, über das Eisfjord und die Diskobucht bis hin zur Diskoinsel. Es war ca. 1 Uhr und die Sonne näherte sich ihrem tiefsten Punkt. Dadurch erzeugte sie traumhafte Farben in rot, braun und orange.
Wieder etwas, wo man sich nicht satt sehen konnte. Aber irgendwann muss Schluss sein. Wir haben ja noch einige Tage in dieser Gegend. Und so stiegen wir halb 2 ins Zelt, und banden alles, was nicht drin war, fest, da wieder mit streunenden Hunden zu rechnen war. Und tatsächlich sah ich noch einen, der bei einem anderen (nicht zu uns gehörigen) Zelt eine Verpflegungstüte aus dem Vorzelt klaute. Die Zeltbesitzer schafften es aber noch, dem Hund nackig hinterher zu rennen, ihn zu verjagen und die Tüte zurück zu holen.
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