Tag 20: Di. 22.3.
Puerto Ayora - Cerro Puntudo

Die Tour sollte 7 Uhr losgehen, aber Inga hatte die halbe Nacht auf dem WC verbracht. Ihr Magen-Darm-Gefüge und ihr Kreislauf waren ziemlich außer Rand und Band. Das klang ja überhaupt nicht gut für die Tour. Zunächst schleppten wir die Rucksäcke zum Reisebüro. Unser Führer René war schon da. Auch Sandwichs waren geschmiert. Inga schilderte ihr Problem, aber die Tour auf den nächsten Tag zu verlegen ging leider auch nicht.

Nach längerem Warten auf ein Taxi ging es dann los. Wir fuhren bis Bellavista und danach noch einige Kilometer den Berg hoch. Dann stiegen wir auf ca. 400 Höhenmeter aus und der Fußmarsch begann. Wie zu erwarten, hatte Ingas Kreislauf was gegen den Aufstieg. Sie musste sich oft hinsetzen und wir kamen nur langsam voran. Trotzdem hatten wir eine schöne Sicht auf das Tiefland. Die Vegetation bestand hauptsächlich aus Farnen und Miconia. Viele Finken waren zu sehen.

Dann kam der Medina Luna in Sicht, ein halber Kraterrand, der wie ein Halbmond aussieht . Dicht bewachsen mit Vegetation mag er schon einige Millionen Jahre auf dem Buckel haben. Unterhalb des Kraterrandes war eine Hütte. Inga war der Meinung, dass sie hier sitzen bleiben wolle und wir alleine weiterlaufen sollten, um sie auf dem Rückweg wieder mitzunehmen. Eigentlich verbieten das die Nationalparkregeln und nur mit hundertfacher Versicherung, dass Inga sich nicht wegbewegt und sich am besten von niemanden sehen lässt, willigte René ein.

Mit einem Affenzahn rannten wir den Cerro Puntudo hinauf. Ich schwitzte wie ein Tier und keuchte hinter René her. Die letzten 60 Höhenmeter gab es keinen Pfad mehr. Quer durch die Farnvegetation und einem Sumpf quälten wir uns den fast senkrechten Kraterrand hinauf. Oben sahen wir sogar einen Rubintyrannen. Der feuerrote Vogel leuchtet in der grünen Landschaft, wie ein echter Rubin. Wir waren auf ca. 820m angekommen. 300 Höhenmeter in 33 min.

Zum Glück war keine Sonne zu sehen und wir liefen durch die Wolken. Sonst wäre ich wahrscheinlich verdampft. Da sich René Sorgen um Inga machte, ging es mit rasender Geschwindigkeit wieder bergab. Ganz wie erwartet saß Inga natürlich noch an der Hütte. Es war auch niemand seiner Kollegen vorbeigekommen und hatte sie dort alleine sitzen sehen. René fiel wohl ein Stein vom Herzen.

Ich steckte meinen Kopf (wie René übrigens auch) in eine Wassertonne und war wie neu geboren. Dann wanderten wir (mit Inga) bergab bis Bellavista. In der Nähe des Ortes waren viele Gärten. René zeigte uns so manchen exotischen Baum und holte uns Früchte, von denen wir noch nie gehört hatten, runter. Wir sahen Bananen, Kaffee, Papayas, Orangen, Pampelmusen, Maracujas, Guaven und andere unaussprechliche Früchte. Die Guaven sind übrigens ein Problem auf einigen Inseln, wie Santa Cruz und San Cristóbal. Kühe fressen die Früchte der importierten Pflanze und lagern die unverdaulichen Samen über weite Flächen ab. Teilweise ist die Guave schon zu einer Monokultur geworden.

Als wir in Bellavista ankamen, reichte es dann auch. Nach Puerto Ayora nahmen wir ein Taxi. Im Reisebüro holten wir die Rucksäcke und zogen in das nächste Hotel um. Der Hotelier konnte sich zwar erst nicht an uns erinnern, aber da wir uns in sein Reservierungsbuch eingetragen hatten, blieb ihm wohl nichts anderes übrig. Hier gab es anstatt der stinkenden lauten Klimaanlage, wie im letzten Hotel, einen wirklich effektiven Ventilator. Warmwasser funktioniert nicht, was angesichts der Temperaturen kein Problem darstellte (angesichts Ingas Kreislauf dann aber doch wieder). 

Ich ging danach wieder zur Telefonzentrale wegen unserer Flugtickets. Inga blieb im Bett. Diesmal erreichte ich weder in Quito noch in Guayaquil jemanden, obwohl ich mir die neuesten Telefonnummern aus dem Internet geholt hatte. Also morgen noch mal probieren. Auch ich verbrachte dann den Rest des Tages im Bett. Mal richtig faulenzen. Abends gingen wir kurz in die Stadt. Ich aß einen Monster-Hamburger und trank einen Erdbeer-Milchshake. Für Inga hatten wir eine Tüte Cornflakes für das Frühstück gekauft.

Puerto Ayora ist außer in der Touristenzone ziemlich vermüllt. Eine typisch südamerikanische Kleinstadt. Da es auf der Insel nur wenige Einwohner gibt, ist der Autoverkehr nicht ganz wie in Europa geregelt. Ca. 90% der Fahrzeuge sind Pick Ups. Vorfahrtsregeln gibt es kaum. Zwischen den Autofahrern gilt die Devise Hupen und gegenseitige Rücksichtnahme. Mopeds, Fahrradfahrer und Fußgänger müssen sehen, wo sie bleiben. Viele Autos haben vorn funktionierende Lampen und Nummernschilder. Hinten gilt das für beides nur ganz selten.

 

   

--> Reisebericht Anfang <---> Home <--