Tag 12: Fr. 15.7.
Ilulissat
Heute erwartet uns ein Kultur- und Faulenztag. Dementsprechend stehen wir erst 9 Uhr auf. Eine ausgiebige Stadtbesichtigung steht auf dem Programm. Nach dem Frühstück geht es auch schon los. Mit 4600 Einwohnern ist Ilulissat die drittgrößte Stadt Grönlands. Der Ort ist der Hauptanziehungspunkt der Insel. Der Grund ist seine Lage. Die Stadt befindet sich in Mittelgrönland. Nur 2 km entfernt mündet der Ilulissat-Eisfjord in die Diskobucht. Der Eisfjord ist UNESCO-Weltnaturerbe und das mit vollem Recht. Dazu allerdings später.
Der erste Anlaufpunkt war im Zentrum der Stadt ein Touristenbüro. Wir wollten noch einige Touren buchen und bezahlen. Das Schild oben bedeutet übrigens "Achtung Hundeschlitten". Die Schlitten haben immer Vorfahrt, denn sie können nicht so gut bremsen, wie ein Auto. Übrigens werden Ilulissats Straßen auch im Winter vom Schnee freigehalten. Danach ging es Richtung Hafen. Auf dem Weg dahin war noch eine Werkstatt für Kunsthandwerk, die nicht ausgelassen werden durfte. Im Hafenbecken schwammen mittlerweile nur noch wenige Eisbrocken.
Dafür herrschte rege Geschäftigkeit. Zwei große Fischfabriken verarbeiten Heilbutt und Krabben. Und gerade hatte eins der vielen kleinen Kutter angelegt, die Krabben für Royal Greenland an Land bringen. Ziemlich unmissverständlich wurde uns von einem Mitarbeiter der Fabrik klar gemacht, dass wir hier nichts zu suchen hätten. Allerdings war Janke schon vorbei gegangen und fragte bei dem Boot nach, ob wir nicht vielleicht 2 kg Krabben bekommen könnten. Alle Krabben, die ankommen, werden sofort gefrostet und verpackt. Frische Tiere bekommt man fast nie. Der Mann im Boot gab Janke eine Tüte und füllte geschätzte 4 Kilogramm rein! Und wollte kein Geld dafür! Na das sieht aber nach einem leckeren Essen für morgen aus. Heute haben wir schon was anderes vor.
Dann liefen wir weiter durch die Stadt und kamen an der Zionskirche vorbei. Diese wurde 1782 gebaut und ähnlich der Sisimiuter mit viel Spenden (z.B. Robbenspeck) an Dänemark bezahlt. Auf jeden Fall gab die Kirche ein schönes Bild vor dem vielen Eis ab. Und das bei 14°C und strahlendem Sonnenschein. Nicht weit von der Kirche entfernt ist das Knud-Rasmussen-Museum. Knud Rasmussen war der bekannteste Einwohner der Stadt. Der Polarforscher und Ethnologe wurde hier 1879 geboren. 1933 starb er in Kopenhagen an einer Fleischvergiftung, die er sich in Ostgrönland zugezogen hatte. Er hat sich vor allem bei der Erforschung der Inuit-Kultur und -Sprache verdient gemacht. Er gründete die Forschungsstation Thule und machte von dort aus einige Expeditionen.
In dem interessanten Museum findet man dementsprechend viele Ausstellungsstücke, die von der Geschichte und der Kultur Grönlands und der Inuit zeugen. In einer Sonderausstellung hatte man Grönländer zum Thema Erderwärmung befragt. Die Bilder der Befragten hingen neben ihren Aussagen. Verständlicherweise gibt es hier eine andere Sichtweise der Dinge. Viele Jüngere finden eine Erwärmung gut, denn die Lebensqualität steigt dadurch auf der Insel erheblich. Einige sehen natürlich auch negative Aspekte. Vor allem die Älteren meinten z.B., dass die Hundeschlitten in der Gegend Probleme bekämen. Das ist teilweise heute schon so, wenn bei zugefrorenem Meer (das wird sich so schnell nicht ändern), aber nicht vorhandenem Schnee die Schlitten nicht mehr fahren können. Vor allem in kleinen Dörfern haben die Menschen dann das Problem, dass sie völlig abgeschnitten von der Zivilisation (Thema Hospital) sind. Straßen in dem gebirgigem Land sind nicht möglich bzw. viel zu aufwendig. In diesem Jahr kam der Schnee des Winters erst im März, unglaublich in Grönland!
Nach dem Museum trennten wir uns. Ute und Stefan hatten gestern die Stadt schon erkundet und hatten noch einen Tipp für uns: Die Terrasse des Icefiord-Hotels. Dort hätte man einen Superausblick auf das Eis und könne so ganz nebenbei ein grönländisches Bierchen picheln. Manfred und ich taten genau das. Na ja, fast genau. 2 Bierchen pro Person waren es. Für nur 7€ pro kleine Flasche. Urlaub ist halt manchmal teuer. Bei strahlendem Sonnenschein hat sich dieser kleine Ausflug sehr gelohnt, Genuss pur. Danach machten wir uns auf den Weg zur Jugendherberge. Die hat nämlich eine günstige Dusche. Es war mal wieder nötig. Genauso, wie das Rasieren.
Als wir gestern vom Flughafen in die Stadt fuhren, kamen wir am Hotel Arctic vorbei. Es sah so aus, als ob man von dort auch einen schönen Blick auf die Stadt und die Eisberge hätte. Deswegen wollte Manfred da noch mal hin. Vielleicht ergeben sich noch ein paar schöne Fotos. Der Weg ist nicht weit und wir liefen los. Das Hotel hat außer dem Haupthaus noch Iglus. Keine echten, sondern Stahliglus mit allem Komfort und direktem Meeresblick. Kostenpunkt 180€ pro Nacht. Der Ausblick und die Ruhe sind wirklich genial. Aber der Preis...
Mittlerweile hatten wir doch Hunger. Essen gab es im Café Inuit. Der Besitzer heißt Willi und ist ebenfalls Deutscher. Wir hatten "Taste of Greenland" bestellt, eine Platte, die wieder von jedem etwas enthielt. Da waren Grönlandwal (sehr selten!), Zwergwal, Seesaibling, Heilbutt, Lachs, Garnelen, Brot und Bratkartoffeln. Danach genehmigten wir uns noch ein Eis. Da Willi auch Bootstouren veranstaltet, sollten wir ihn die nächsten zwei Tage wieder sehen. Auf dem Weg zum Zeltplatz kam Tom, die Bedienung aus dem Café Inuit, mit dem Fahrrad hinter uns hergefahren. Wir hatten doch glattweg unseren Beutel mit den Krabben im Restaurant vergessen! Schön, dass wir nicht mehr zurück mussten, denn wir waren schon fast an den Zelten angekommen. Und so ging einer der erholsamsten Tage zu Ende.
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