Tag 24: So. 8.9.
Pampa bei Santa Rosa

Der Tag begann wieder sehr früh. Wir wollten den Sonnenaufgang erleben. Ich hatte sehr gut geschlafen. Inga eher nicht. Sie befürchtete ständig, dass irgendwelche Mücken durch das Moskitonetz kommen. Taten sie aber nicht. Ich hatte das Netz in Berlin mit dem für Insekten tödlichen NoBite getränkt. Es lagen dann am Morgen auch viele kleine und ein großes Tierchen oben drauf. Tod durch Gier.

Zum Sonnenaufgang fuhren wir ein paar Kilometer flussabwärts und gingen dann etwas in die Pampa rein. Allerdings zeigte sich, dass Wolken die Unternehmung sinnlos machen würden. Und so war es dann auch. Unverichteter Dinge zogen wir wieder ab. Der Frühstückstisch war schon gedeckt. Heute sollte Schlangentag werden. Die Wolken verschwanden irgendwann wieder und 32 °C prasselten auf uns nieder. Gesättigt ging es wieder ins Boot. Auf der Fahrt sahen wir eine weitere Affenart, die sich aber nicht füttern ließ. Die Tiere kletterten in den äußersten Ästen, hoch oben in den Bäumen. Auch sahen wir wieder die seltenen Hoatzin - Vögel. Sie sehen aus, als ob sie aus einer vergangenen Zeit stammen würden. Auch ihr Gekrächze und Gefauche klingt so.

Dann ging es richtig in die Pampa. Ziel waren Anakondas. Da Trockenzeit ist, gibt es nur wenige Stellen, die morastig sind. Anakondas brauchen Wasser. Einige nicht ganz ausgetrocknete Wasserlöcher in sonst trockenen Flussläufen bieten die letzte Zufluchtsstätte für die Würgeschlangen. Wir wanderten 2 bis 3 Kilometer durch die Graslandschaft. Dann kamen wir zu einer feuchten Stelle. Aber statt der vermuteten Schlange waren nur Rinder und Adler zu sehen. Ein Stück einer toten Kobra lag herum. Wohl ein Opfer eines Adlers. Überhaupt hatte uns der Führer vor Kobras gewarnt. Die Augen richteten sich ständig auf den Boden. Wir trafen noch 3 andere Gruppen. Nur eine davon hatte eine Anakonda gefunden. Die Mitglieder der Gruppe waren aber auch mindestens bis zu den Knien eingeschlammt. Wir gingen dann einen ausgetrockneten Flusslauf entlang. Ab und zu kamen wir an Wasserlöschern vorbei. Unsere Führer nahmen sich einen Stock und gingen in das Wasser um die Schlangen aufzuspüren. Ein grausiger Gedanke, in der braunen Brühe zu waten und auf eine Schlange zu treffen.
Nach dem 4. Wasserloch gaben wir die Hoffnung dann auf, eine Anakonda zu finden. Umsonst der ganze Weg? Nein, dann spürten sie doch noch eine auf. Ein nicht so extrem großes Teil von vielleicht etwas mehr als 2m. Ein Griff hinter den Kopf und den Schwanz, noch mal kurz ins Wasser getaucht zum Abspülen und schon wurde uns die Schlange am Ufer präsentiert. Fast jeder legte sie sich mal um den Hals.

Die Führer meinten, dass es in einem Monat, wenn es wieder regnet, einfacher sei, eine Schlange zu finden. Dann ist es überall feucht und die Tiere finden genügend Nahrung, um sich zu vermehren. Anakondas können knapp 10 m lang werden. Dort in der Gegend höchstens 4 m. Jetzt in der Trockenzeit sind sie sehr lethargisch und lassen sich leichter fangen. Die Haut ist - wie schon bei Anita - trocken.

Nach dieser Aktion fuhren wir zurück zum Camp. Das Mittag war fertig. Es war ein richtiges Schlemmermenü aus vielen Salaten mit Gemüse, Fleisch, Reis und natürlich Kartoffeln. Sogar ein Geburtstagsgruß für Daniel aus der Schweiz war auf dem Reis mit Ketchup gemalt.

Beim  Gang zum Klo hatte ein Führer eine bolivianische Kobra entdeckt. Da sucht man einen halben Tag danach in der Pampa und findet sie dann vor der Haustür. Der zweite Führer eilte zu Hilfe und gemeinsam zogen sie das Tier aus dem Busch. Es war ein wahres Monster von über 2 m Länge. Das dicke Ding wurde auf über 10 Jahre geschätzt. Mit um den Hals legen war diesmal aber nichts. Unkalkulierbares Risiko muss ja nicht sein.

Ab diesem Zeitpunkt gingen wir noch aufmerksamer durch die Gegend. Am Nachmittag fuhren wir baden. Unterwegs sahen wir noch Tiere, von denen ich bis heute nicht weiß, was es für welche gewesen sein könnten. Sie waren so groß wie Hunde, bunt, vor allem rot und braun und hatten einen auffälligen Schwanz. Die Führer meinten, dass es eine Hundart sei. Uns immer alles zeigen wollend, stiegen sie aus dem Boot und durchforsteten das Unterholz auf der Suche nach den flüchtenden Tieren. Aber diesmal hatten sie keinen Erfolg.

Eine breite tiefe Stelle wurde danach zur Badestelle erklärt. Die Krokodile flüchteten in sichere Entfernung und beäugten uns von dort. Obwohl es sicher nicht sehr gefährlich ist, hat man doch ein mulmiges Gefühl, zusammen mit Alligatoren im Wasser zu sein. Wir sollten dann auch nicht so alleine rumschwimmen. Ein paar Amazonasdelfine beschützen uns auch.
Nun wurde es aber Zeit sich um das Abendessen zu kümmern. Selbst gefischte Piranhas sollten es heute sein! Dazu parkten wir unser Boot am Ufer. Einige Leute blieben auf dem Wasser, ich zog es vor vom Ufer zu angeln. Wir bekamen ein Stück Holz mit Sehne und Haken. Daran wird ein Stück Fleisch befestigt und ab damit ins Wasser. Es dauert niemals länger als 3 bis 5 Sekunden, bis der erste Fisch am Fleisch knabbert. Richtig am Haken hängt fast nie einer. Wenn man zum richtigen Zeitpunkt an der Angel zieht, reißt man den Fisch durch die Trägheit aus dem Wasser und schleudert ihn auf die Wiese. Danach kann man ihn suchen, aber nicht anfassen, die Zähne sind wirklich scharf! Bei dem Gewimmel im Wasser frage ich mich, was gewesen wäre, wenn wir ohne Badehose gebadet hätten!
Piranhas sind nicht allzu groß. In 45 Minuten fing ich 4 Fische, Inga 2. Allerdings muss man ständig neues Fleisch an den Haken hängen, da es ständig abgefressen wird. Wahrscheinlich haben wir mehr verfüttert als geangelt! Auch einen kleinen Wels fischten wir heraus.

Die Fische waren dann nur Zugabe zum Essen. An ihnen ist wirklich fast kein Fleisch. Sie schmecken kaum fischig, haben aber auch kaum anderen Geschmack. Abends wurde dann Geburtstag gefeiert. Im Camp kamen noch 2 andere Gruppen an, sodass es mit der Idylle vorbei war.

 

  

--> Reisebericht Anfang <---> Home <--