Tag 3: Mi. 6.7.
Eis-Camp
- Russel-Gletscher
Es war eine traumhaft entspannte Nacht. Genau die richtige Temperatur im Zelt. Kein Schnarchen, keine Geräusche auf dem Eis. Es waren ca. 4 °C. Zum Frühstück gab es Müsli. Wir schmierten uns wieder Brote für die Tour. 4-5 Stunden wollten wir das Eis weiter erkunden. Leider bewahrheiteten sich Astrids Befürchtungen. Es regnete. Meistens nicht besonders viel, aber ohne Sonne ist mit schönen Fotos nicht zu rechnen. Die Tour heute war ein ständiges Auf und Ab über Eisberge, durch Gletscherflusstäler, an Gletschermühlen vorbei. Kim zeigte uns interessante Eisformationen und meinte, dass es immer wieder Spaß mache hierher zukommen, da das Eis jedes Mal anders aussieht. Die groben Strukturen bleiben über längere Zeit erhalten, aber eine winzige Vertiefung, wo ein Bächlein versickert, kann ein Jahr später eine große Gletschermühle sein. Hier ein paar Bilder, während des Regens geschossen.
Erstaunlich, was Wind und Wetter aus dem Eispanzer formen. Man kann sich gar nicht satt sehen und die 4 Stunden vergingen wie im Flug. Nach einigen großen Gletscherspalten führte uns der Weg zurück ins Camp. Nun hieß es wieder packen. Ein paar Zelte konnten wir stehen lassen. Diesmal zogen Astrid, Kim und Manfred die Pulkas. An der Eiskante wurden wir schon von der nächsten Gruppe erwartet. Einige weitere Touristen waren am Point 660 und bestaunten das Eis. Sie hatten nur einen Tagesausflug von Kangerlussuaq gebucht.
Astrid hatte den Vorschlag gemacht, noch einen beeindruckenden Gletscher, nämlich den Russel-Gletscher, zu erwandern. Zwar hatten wir schon 5 Stunden in den Beinen, aber wie oft kommt man hierher? Außer Ute wollten alle noch mit. Die Holländer fuhren auch direkt zurück nach Kangerlussuaq. Der LKW nahm uns noch ein paar Kilometer mit. An einer superschönen Aussicht gab es dann Kekse und Kaffee.
Seit wir vom Eis runter waren, hatte sich das Wetter gebessert. Der Regen war weg, dafür kam ab und zu die Sonne raus. Auch der Wind war nicht mehr so stark. Kurz danach verließen wir endgültig das Auto und machten uns auf den Weg zum Russel-Gletscher. Er war nicht besonders weit entfernt und von einem Hügel aus sah man ihn schon unten im Tal. Der Gletscher ist eine kilometerbreite Eisabbruchkante vom Inlandeis und teilweise über 60 m hoch. Da das Eis von hinten drückt, brechen ständig große und kleine Eisstücke ab und stürzen in die Tiefe. Vor der Kante fließt ein großer Tauwasserfluss, der die Eisbrocken mit sich wegreißt und über das Sandflugtal bis ins Kangerlussuaq-Fjord spült.
Allerdings sollte man dem Gletscher nicht zu nahe kommen. Wenn eine größere Eiswand abbricht, kann es sein, dass die auf die Felsen kracht und in tausende Eisbrocken zerspringt, die dann über 100 m wegfliegen. Und das ist durchaus lebensgefährlich. Man sieht es den Eiswänden nicht an, aber Astrid hatte hier schon einiges erlebt. Wahnsinnig beeindruckend sind die Geräusche des Gletschers. Ständig knackt und donnert es, weil das Eis dem Druck von hinten nachgibt. Oftmals meint man ein Gewitterdonnergrollen zu hören. Durchaus auch von der Lautstärke her. Mächtig gewaltig!
Und es war wieder so, dass man sich nicht satt sehen konnte. Wir hatten noch 11 km zu laufen und Astrid drängte zum Aufbruch. Glücklicherweise kann man hier beim Wandern nicht von Dunkelheit überrascht werden. Es ist also egal, ob man bis 18 oder 1 Uhr wandert. Trotzdem wollten wir natürlich noch zusammen mit den Anderen im Camp Abendbrot essen. Und so machten wir uns auf den letzten Abschnitt unseres Weg. Und tatsächlich sahen wir in der Nähe des Gletschers einen Polarfuchs. Allerdings nicht so lange, als dass man ihn hätte fotografieren können. Der Rückweg führte wieder hauptsächlich durch das Sandflugtag. Teilweise war der Weg wie in einer Sandwüste. Mehrere Moschusochsen waren wieder zu sehen, ansonsten wenig Vegetation. Und leider warteten auch wieder die Mücken auf uns.
Nach über 4 Stunden erreichten wir kurz vor 20 Uhr unsere Zelte. Ute, Janke und Mauk hatten tatsächlich schon Nudeln und eine Tomatensauce mit Gemüse vorbereitet. Was für eine Wohltat! Janke und Mauk hatten in der vorigen Nacht ihre Zelte vor dem Russel-Gletscher aufgestellt. Es war verständlicherweise superschön, nachts so ganz allein den knackenden Gletscher bewundern zu können. Da der Tag recht anstrengend war und am nächsten Morgen der Wecker um 4 Uhr klingeln wird, gingen wir wieder sehr zeitig schlafen. Und diesmal war ich schlauer: Zelt auf und Schlafsack nur als Zudecke!
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