Tag 16: Sa. 31.8.
San Juan - Laguna Colorada
Die ganze Nacht über blieben meine Füße kalt. Ingas auch, mit dem Unterschied, dass ich trotzdem schlafen konnte. 8 Uhr war die Nacht beendet. In dicken Sachen nahmen wir das breakfast americano zu uns. Danach ging die Tour weiter.
Die ersten Stunden dominierte das Bergpanorama der Vulkane Chiguana (5278 m) und Ollagüe (5863 m) an der chilenischen Grenze. Die Straße war sehr holprig. Aber unser Fahrer fuhr sehr gut. Er schonte Material und Menschen. Die Vegetation verschwindet immer mehr. Nur die Yareta - Moose sind zu sehen. Yareta ist eine Pflanze, die ca. 1 mm pro Jahr wächst. Die Teppiche werden mehr als einen Meter im Durchmesser. Ab 4500 m ist das Gebirge fast nur noch Wüste. Ab und zu sieht man Vicuñas, eine kleine Kamelart. Sie leben wild, wurden selten zur Wollgewinnung gehalten. Erstaunlich, von was sie sich ernähren. Vor allem Wasser ist hier sehr rar.
Dann kam der erste Höhepunkt des Tages, ein Lavafeld auf
4450 m Höhe. In dem griffigen Gestein konnte man schön rumklettern. Allerdings
ist die Lava sehr scharfkantig.
Danach ging es wieder auf ca. 4200 m runter. Wir erreichten die erste Lagune des
Tages, die Laguna Cañapa. An den Rändern waren noch Eisreste. An nur T-Shirt
anziehen war heute nicht zu denken. In der Höhe schaffte es die Sonne nicht
mehr, den eisigen Wind zu erwärmen.
Kaum zu glauben, aber in den Anden sind an den Lagunen zwischen 4000 und 5000 m
Höhe Flamingos zu finden. Gleich Hunderte waren es an der Cañapa. Wir sahen
die 2 Arten Andenflamingo und Chilenischer Flamingo. Eine kleinere 3. Art, der
James - Flamingo, war nicht zu entdecken.
Wir aßen Mittag. Es gab einen kalten Gemüsemix aus Kartoffeln, Tomaten,
Gurken, außerdem Sandwiches mit Gemüse und gekochtem Ei + Apfelsinen. Es war
unangenehm kühl und es fiel schwer zu glauben, dass diese zarten Flamingos mit
einer wahren Lust durch das kalte Wasser pflügten. Immerhin herrscht nachts ja
strengster Frost im Winter.
Die Lagune liegt traumhaft schöne zwischen hohen, etwas schneebedeckten Bergen
eingebettet. Auch bei der Laguna Hedionda war eine Flamingo - Fotopause
fällig.
Danach passierten wir noch zwei kleinere Lagunen. Nun ging es wieder leicht nach oben. Mindestens 2 Stunden fuhren wir durch die Pampa Siloli, eine Hochebene ohne Tiere und Pflanzen, nur Staub. Danach tauchte eine Gruppe von Felsen auf. Diese waren durch Winderosion völlig zerfressen. Ein Felsen sieht wie ein sturmgepeitschter Baum aus.
Nach einer weiteren Stunde ist das Tagesziel erreicht: die Laguna Colorada auf 4280 m Höhe. Durch verschiedene Mineralien ist ein großer Teil des Wassers völlig rot gefärbt. Alle 3 Flamingoarten leben hier. Rot werden sie übrigens erst durch die Mineralienaufnahme. Eine kleine warme Quelle liefert zusätzlich Wasser in die Lagune.
Hier sollen wir übernachten. Am höchsten
Übernachtungspunkt ist der Tiefpunkt erreicht. Baracken. Zimmer mit jeweils 3
Doppelstockbetten. Und Löchern in den Decken. Und strengem Frost in der Nacht.
Mein Bett war teilweise runtergebrochen, ich musste es erst etwas stabilisieren.
Und dann die 2 Dinger, die wohl früher mal für "toilettenähnliche
Gelegenheiten" standen. 2 Becken, ein normales, ein viel zu großes,
natürlich ohne Klobrille, getrennt durch Holzbrett, nicht verschlossen durch
eine völlig verzogene Holztür, die nicht mal anzulehnen ging. Versucht man die
Tür ganz ran zu ziehen, konnte man auf dem Becken nicht mehr sitzen, da der
Platz zu klein war. Obwohl, sitzen wollte man da wirklich nicht. Draußen
standen 2 Wassertonnen zum Spülen. Wasserleitung gibt es da nicht. Nachts kommt
die Taschenlampe hinzu, da der Generator nicht läuft.
Da schon am Tag kaum mehr als 0 °C waren, freuten wir uns auf die Nacht. Nach
Sonnenuntergang gab es erst mal Tee und Kaffee im Gemeinschaftsraum. Ungefähr
60 Mann passen in die Unterkunft. Wieder mal dick eingemummt gab es zum
Abendbrot Gemüsesuppe und Spaghetti Bolognese. Für unsere Südafrikanerin, die
Vegetarierin war, sogar eine Extraanfertigung. Danach versuchten wir es noch
einmal mit Rommée, aber nach kurzer Zeit fing das Schwitzwasser an, von der
Decke zu tropfen, und das bei 8 °C.
Also ab ins Bett. Zum Glück war unser Zimmer nur mit 3 Personen belegt. So konnten wir uns noch die beiden Decken der jeweils freien Betten überwerfen. Zur Sicherheit legte ich mich diesmal noch in den Schlafsack. Mit 4 Decken drüber konnten wir uns fast nicht mehr bewegen. Inga legte sich noch eine heiße Wasserflasche in den Schlafsack.
--> Reisebericht Anfang <---> Home <--