Tag 8: Fr. 23.8.
Sucre

Ein schwarzer Tag begann. Die Serpentinen lagen hinter uns. Gegen 2 Uhr war Pinkelpause. Draußen thronte der Mond fast genau über uns. Morgen ist Vollmond. So hoch, wie hier, kommt er in Deutschland nie. Dafür nimmt sich die Sonne hier auch das Recht raus, im Norden zu stehen und, noch viel schlimmer, am Himmel von rechts nach links zu wandern. Auch der Orion ist nicht mehr das, was er mal wahr. Hier steht er im August am Himmel, obwohl, es ist ja doch Winter. Stehen ist dabei zuviel gesagt, er liegt nämlich fast mit dem Kopf nach unten.

Um 6 Uhr, 2 Stunden zu früh kamen wir in Sucre an. Eine Stunde vor Sonnenaufgang ist die Temperatur mit 5 °C recht knapp bemessen. Aber weiter oben werden wir uns wohl freuen, wenn das Quecksilber so hoch steigt. Sucre liegt "nur" 2790 m hoch. Es ist die verfassungsmäßige Hauptstadt, die Regierung sitzt aber in La Paz. Es ist eine Kleinstadt mit 136.000 Einwohnern.

Wir nahmen unsere Rucksäcke und nahmen ein Taxi in die Stadt (0,85 Euro), denn der Busbahnhof liegt 3 km außerhalb. Im Hotel unserer Wahl, wo sogar die Besitzerin deutsch sprach war leider nix mehr frei. So gingen wir in ein zweites Hotel, wo Mittags ein Zimmer frei werden sollte. Also schnell die Reisepässe gezückt und flupp, da war der Salat. Mein Täschchen mit dem Pass, Impfausweis, ca. 115 $ und ca. 35 Euro war weg. Heute vermuten wir, dass es bei einer bestimmten Aktion im Bus geklaut wurde. Ich hatte die Tasche in der zugeknöpften Seitentasche der Hose verstaut.
Tja, was nun tun? Erst mal schnell zurück zum Busbahnhof. Ständig fahren Taxis durch die Stadt. Nur wenn man eins braucht, nicht. Am Busbahnhof hatte niemand was gefunden, auch der Bus wahr ohne die Tasche. Zurück zum Hotel. Die Chefin sprach englisch. Ich überzeugte sie problemlos noch mal in Cochabamba im letzten Hotel anzurufen, aber auch erfolglos. Die Frau konnte uns wenigstens den Weg zum deutschen Honorarkonsulat und der Einwanderungsbehörde zeigen. Zu Fuß alles gut zu erreichen.

Bei den Deutschen war natürlich noch alles dicht. Es war ja auch noch nicht mal 9 Uhr. Bei der Einwanderungsbehörde gab man uns die Adresse von Interpol. Die seien zuständig. Bei Interpol zeigten sie uns erst geklaute Autos zum Mitnehmen, aber dann konnte ich ihnen klar machen, um was es geht. Der Interpolist nahm dann meine Anzeige auf. Englisch sprach er natürlich auch nicht. Dann stellte er mir ein Dokument gegen 1,80 Euro aus, mit dem ich in Bolivien keine Probleme haben werde. Aber ob ich noch Reisecheques tauschen kann, oder der Rückflug über die anderen Länder Probleme machen wird, ist wohl ungeklärt.
Danach gingen wir noch mal zum Konsulat, aber dort erfuhren wir, dass Öffnungszeit zwischen 11 und 12 Uhr sei.

Dann fing Inga erst mal an, dass sie Hunger hat. Stimmt, gegessen hatten wir seit gestern 18 Uhr auch schon nichts mehr. Und eigentlich wollte ich um diese Zeit im Bett liegen. Ein paar Kekse taten ihre Pflicht. 11 Uhr waren wir dann wieder beim deutschen Konsulat. Alles zu, keine Klingel. 20 Minuten später kam ein Bolivianer daher und klingelte im Konsulat. Die Klingel war innen hinter einem Pfosten nach innen weisend.
Eine sehr alte Frau erschien und redete kurz mit dem Bolivianer. Sie war die Konsulatin und aus Deutschland. Sie lebt aber schon seit ihrer Kindheit in Bolivien. Von ihr erfuhren wir, dass es auf jeden Fall besser ist, in La Paz einen Übergangsreisepass zu beantragen. Das soll an einem Tag erledigt sein. Wenn sie es täte, würde es einige Zeit dauern, über Postweg halt.
Nach einem Schwätzchen mit ihr, ging es dann zurück in das Hotel. Wir bezogen unser Zimmer, was diesmal ca. 15 Euro kostete. Der Service entsprach den vorhergehenden Hotels.

Nach 2 salteñas suchten wir das Bolivianisch - Deutsche Kulturinstitut (ICBA) auf. Der Chef des Instituts ist ein Freund eines Arbeitskollegen Ingas. Im Institut ist auch das Café Berlin untergebracht. Dort war erst mal ein Cappuccino fällig. Der Chef Gerd Mielke tauchte auch schnell auf und dann schnackten wir eine ganze Weile. Er erzählte uns u.a. von Touren ins Umland, die man gleich im Reisebüro nebenan buchen kann. Außerdem bot er uns an, im Institut zu nächtigen, da er auch Gästezimmer vermietet. Wir nahmen die Einladung an und schauten auch seine Wohnung an. Ein exotischer Traum. Da man die Flugtickets immer schlecht verstauen kann, bot er uns auch gleich noch an, sie bei sich zu verstauen. Wir verabschiedeten uns bis zum nächsten Tag.

Im Hotel lernten wir dann noch 2 Dänen kennen, die schon fast ein Vierteljahr in Südamerika unterwegs waren. Sie standen kurz vor dem Rückflug.
Nach 17 Uhr gingen wir dann noch durch die Stadt und suchten nach Restaurants.

Vor allem Cafés gibt es hier viele, da Sucre die wichtigste Universitätsstadt des Landes ist. Zusätzlich ist die Luft sehr trocken. Wir fanden dann ein Café - Restaurant eines Holländers. Da konnte ich dann mal ein "Schneiders Weiße"s Hefeweizen trinken. Bei 3 Euro natürlich dt. Preis. Mein chili con carne war gut. Inga hatte allerdings Probleme. Sie biss genüsslich in einen vermeintlichen grünen Gemüsepaprika, der sich allerdings als brutale Chili entpuppte. Aus der Schmaus! Nach einigen Zungenkrämpfen und rumgefluche war auch der Rest des Essens zu scharf für sie. Zum Glück ging ein Umtauschen gegen eine Lasagne kostenlos.
Dann kreuzten die Dänen und eine Französin im Lokal auf. Wir redeten kurz mit ihnen. Sie erzählten vom Salar de Uyuni, dem Salzsee, wo wir auch noch hinwollen und eine 4 - Tagestour unternehmen wollen. Die Übernachtung Nummer 2 soll mit -25 °C nicht so kuschelig sein. Ich kann es gar nicht glauben. Draußen ja, aber drinnen? Schauen wir mal.
Das Mädel hatte sich noch einen Alpaka-Pullover gekauft, den sie später nicht mehr anziehen wollte. Inga nahm ihn dankend an. Da ich nun tierisch müde nach der letzten Nach war, wollten sie ihn noch vorbei bringen und an die Tür klopfen. Das taten sie denn auch, und wir verabredeten uns für den nächsten Tag abends. Dann war Funkstille.

 

  

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